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KN-Artikel: Altenholzer Unternehmer im Krisenmodus: „Diese Zeit ist ganz extrem anstrengend“

Unternehmer im Krisenmodus: Chef der Altenholzer Weihe GmbH blickt besorgt auf 2023  

KIEL. Er hustet und schnieft ordentlich in diesen Tagen. Vielleicht ist es auch der Stress, dass Axel Weihe seinen Infekt nicht so richtig loswerden kann. Sein Unternehmen, der Schweißtechnik-Spezialist Weihe GmbH in Altenholz mit knapp 50 Beschäftigten, hat harte Zeiten hinter und herausfordernde vor sich. Steigende Kosten, steigende Zinsen und fehlende Fachkräfte – das sind Themen, die den Chef mit Blick auf das neue Jahr umtreiben. Doch Weihe will nicht klagen: Aufträge sind genug da. Die Herausforderung ist, sie auch rechtzeitig abzuarbeiten.

Wie geht es dem Chef eines mittelständischen Metallunternehmens im Januar 2023? Axel Weihe: Ganz ehrlich: Wenn Unternehmersein immer so wäre wie in dieser Zeit, dann hätte ich irgendwann wohl keine Lust mehr. Es ist ganz extrem anstrengend. In der heißen Pandemiephase waren die Sorgen schon sehr groß. Da hat man ja im klassischen Schweiß- und Fertigungsbereich deutlich weniger Umsätze gemacht. Während dieser Zeit habe ich schon gedacht: Wie lange kann das noch gut gehen? Wir sind ja Zulieferer für exportierende Industrieunternehmen. Und wenn die nichts verkaufen, verkaufen auch wir nichts. Die Belastungen sind nicht weniger geworden, wohl aber die Angst, dass man ein Unternehmen verlieren könnte. Die Probleme, die wir zum Höhepunkt der Pandemie hatten, haben sich teilweise verschoben.

Was heißt das konkret?

Natürlich gab es auch vor dem Krieg und vor Corona Herausforderungen. Doch da waren die Umsätze gut, man beschäftigte sich mit strategischen Fragen. Wie stelle ich das Unternehmen langfristig auf? Wie optimiere ich Prozesse? Wo gibt es Innovationschancen? In diesem Modus sind wir noch lange nicht wieder. Immerhin hatten wir das Glück, einen jungen Geschäftsbereich zu haben, der noch Umsätze lieferte: den Bau hocheffizienter Anlagen, die aus Abwärme grünen Strom produzieren. Was uns nun jedoch in Atem hält, ist die gesamte Kostenstruktur des Unternehmens.

Nicht nur die Energiekosten steigen, sondern auch die Personalkosten. Die Beschäftigten fordern auf einen Schlag massive Gehaltserhöhungen, und das kann ich mit Blick auf die Inflation auch gut verstehen. Dem muss man natürlich auch gerecht werden, wenn man gute Leute nicht verlieren will. Doch wir reden hier nicht von ein, zwei sondern von zehn Prozent, und das ist eine Größenordnung, die wir nicht an unsere Kunden weitergeben können. Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, zumal Spezialisten für ein Schweißfachunternehmen, ist in einer Situation chronischen Fachkräftemangels illusorisch. Ich bin froh, dass ich solch ein tolles Mitarbeiterteam habe. Und dass wir trotz der Krisen kein Personal abbauen mussten. Da haben uns die staatlichen Hilfen auch tatsächlich sehr genützt.

Wie kommen Sie ganz persönlich mit dem Stress klar? Zwischen Weihnachten und Neujahr hatten wir das Unternehmen geschlossen – das ist meine Ruhephase. Ich mache ein bisschen Sport als Ausgleich, aber viel Zeit ist nicht für Entspannung. Aus 10- Stunden-Tagen in normalen Zeiten sind 14-Stunden-Tage geworden.

Wie geht es der Weihe GmbH konkret? Die Zahlen werden langsam wieder besser. Durch Corona waren sie rot, nun sind sie wieder schwarz. Die Auftragslage ist gut. Meine Sorge ist aktuell, dass wir die Aufträge auch abarbeiten können. Dafür bräuchte ich eigentlich mehr Personal, das ich aber nicht bekomme. Kopfschmerzen bereiten mir nach wie vor unterbrochene Lieferketten. Bei den Rohmaterialien wie Stahl und Edelstahl funktionieren diese wieder. Aber bei elektronischen Bauteilen hakt die Versorgung brutal. Da wissen wir nie: Kriegen wir diese Komponente nun, oder kriegen wir die nicht? Ein kleines Teil für einen Euro kann schon dazu führen, dass eine ganze Anlage nicht ausgeliefert werden kann. Damit verschieben sich Umsätze, und das tut sehr weh, weil wir sehr viel vorfinanzieren müssen. Und das ist auch ein Punkt, der Sorgen macht: Geld ist deutlich teurer geworden. Auch wir sind ja belastet aus Corona herausgekommen, und dann kriegt man nicht mehr alles aus eigener Kraft gestemmt, sondern ist auf Banken angewiesen. Und die schauen schon genauer hin als noch vor einiger Zeit.

Es fehlt nicht an negativen Nachrichten. Worauf freuen Sie sich im kommenden Jahr? Was sich wirklich toll entwickelt, ist das Geschäft mit den mobilen Effizienzanlagen, die wir als Industriepartner der Münchner Firma Orcan bauen. Die passen haargenau zu den Herausforderungen von Klimaschutz und steigenden Energiepreisen. Diese Systeme können überall dort Strom produzieren, wo Abwärme entsteht, die ansonsten sinnlos verpufft – in Kraftwerken etwa, in Zementwerken, in fast jedem großen Industriebetrieb. Zusammen mit unserer Kompetenz beim Thema Abgasreinigung und Schallschutz haben wir ein grünes Produktportfolio, das das Unternehmen auch attraktiv macht für neue Mitarbeiter und mögliche Nachfolger in der Unternehmensführung. Wir haben auch schon ein Führungsteam zusammengestellt, das dazu Lust hat. Und das ist mir sehr wichtig. Schließlich bin ich 62 Jahre alt und möchte in meinem Leben noch Zeit für andere Pläne haben.

Wie gut fühlen Sie sich von der Politik unterstützt? Die Coronahilfe hat gut funktioniert, und dafür bin ich der Politik auch sehr dankbar. Was im Moment passiert, ist für mich jedoch sehr undurchsichtig. Es ist viel die Rede von Gas- und Strompreisbremse. Aber wie sieht die Entlastung aus für Unternehmen, die etwa Öl als Energie nutzen? Mir ist da vieles nicht klar. Was weiter ein Riesenproblem ist: die Hürden für kleine Mittelständler bei der Beantragung von Fördermitteln, etwa für Innovationen und Investitionen. Töpfe gibt es genug, nur ist es fast unmöglich, daran zu kommen – wenn man sich die nötigen Spezialisten, die sich auskennen im Bürokratiedickicht, nicht leisten kann. Manchmal reicht es bereits, dass man bestimmte Schlüsselwörter im Antrag nicht unterbringt, und schon ist man durchgefallen. Und natürlich muss die Politik, müssen aber auch die Unternehmen und die gesamte Gesellschaft endlich das Riesenproblem Fachkräftemangel angehen.

Haben Sie da eine Idee? Es gibt da sehr viele Schrauben, an denen wir drehen müssen. Aus meiner Sicht geht es im Kern aber darum, die Wertschätzung für handwerkliche Berufe zu erhöhen, und das schon in der Schule. Wir haben einfach zu viele junge Menschen, die Bürojobs machen wollen. Die, die handwerklich arbeiten möchten, werden immer weniger. Das macht mich schon etwas ratlos.

Interview und Text von ULRICH METSCHIES, erschienen in den Kieler Nachrichten am 02. Januar 2023, Foto von FRANK PETER

Interview mit Altenholzer Unternehmer Axel Weihe: Es ist ganz extrem anstrengend (kn-online.de) 

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